Konjunktiv
Was man über den
Konjunktiv I wissen sollte.
Der Konjunktiv I wird
in der indirekten Rede verwendet. In der indirekten Rede gibt ein Sprecher eine
Äußerung eines anderen Sprechers wieder, ohne sie wörtlich zu wiederholen.
direkte Rede: Der
Präsident sagt: "Ich werde die Steuern senken."
indirekte Rede: Der
Reporter berichtet: Der Präsident sagte, er werde die Steuern senken.
Der Sprecher ist in
diesem Fall der Präsident. Seine Äußerung "Ich werde die Steuern
senken." gibt der Reporter indirekt wieder und berichtet, dass der
Präsident die Steuern senken werde.
Bei der indirekten
Rede muss man allerdings zwischen privaten und offiziellen Aussagen
unterscheiden.
Im privaten Bereich
(Freunde, Familie) wird der Konjunktiv kaum angewandt. Man benutzt den
Indikativ und einen Nebensatz, der mit dass eingeleitet wird.
direkte Rede: Tom sagt
zu Ute: "Ich liebe dich."
indirekte Rede: Toms
Bruder sagt zu Utes Schwester: Tom hat zu Ute gesagt, dass er sie liebt.
Der Konjunktiv findet
in der indirekten Rede ausschließlich in öffentlichen Berichten Verwendung, wie
zum Beispiel in den Nachrichten von Funk und Fernsehen, Zeitungsberichten,
politische Reden etc.
direkte Rede: Der
Polizeisprecher sagt: "Der Täter ist gefasst."
indirekte Rede: Die
Zeitung schreibt: Der Polizeisprecher sagte, dass der Täter gefasst sei.
Satzeinleitende Verben
und Nomen.
Damit Zuhörende
erkennen, dass eine Äußerung indirekt wiedergegeben wird, muss die indirekte Rede
durch ein Verb des Sagens / Fragens / Denkens oder durch ein entsprechendes
Nomen eingeleitet werden.
Verben, die eine
indirekte Rede einleiten:
antworten, äußern,
behaupten, berichten, denken, erklären, fragen, glauben, meinen, sagen etc.
- Der Minister
antwortete, dass er den Bericht so nicht akzeptieren könne.
- Der
Regierungssprecher erklärte, der Minister sei sich der Umweltproblematik
bewusst.
Nomen, die eine
indirekte Rede einleiten:
die Antwort, die
Aussage, die Äußerung, die Behauptung, die Erklärung, die Frage etc.
- Die Antwort des
Ministers habe lange auf sich warten lassen.
- Seine Äußerungen
seien eine Zumutung für alle Anwesenden gewesen.
Bildung der
Gegenwartsformen.
Der Konjunktiv I wird
gebildet durch Verbstamm + Konjunktiv-Endung:
Pronomen
|
Endung
|
Infinitiv
|
Stamm
|
Stamm +Endung
|
ich
|
-e
|
gehen
|
geh
|
geh e
|
du
|
-est
|
gehen
|
geh
|
geh est
|
man
|
-e
|
gehen
|
geh
|
geh e
|
wir
|
-en
|
gehen
|
geh
|
geh en
|
ihr
|
-et
|
gehen
|
geh
|
geh et
|
Sie / sie
|
-en
|
gehen
|
geh
|
geh en
|
Die 1. Person Singular
" ich " ist im Konjunktiv I mit dem Indikativ übereinstimmend, sodass
kein Unterschied zwischen diesen beiden Formen zu erkennen ist. Deshalb werden
in der indirekten Rede die Ersatzformen des Konjunktiv II benutzt, damit
erkennbar ist, dass es sich um eine indirekte Rede handelt. Ausnahmen bilden
nur die Modalverben und das Verb "sein".
Der Gebrauch des
Konjunktiv I in der 2. Person Singular " du " ist mittlerweile
veraltet und wird in der Praxis kaum noch angewandt. Auch hier werden die
Ersatzformen des Konjunktiv II angewandt.
Die 3. Person Singular
" man / er / sie / es " ist die einzige Form, die durchgängig im
Konjunktiv I benutzt wird. Sie ist sehr einfach, denn man nehme den Infinitiv
und streiche die Endung " -n " und schon ist der Konjunktiv I gebildet.
Im Plural werden für
alle Personen die Ersatzfomen des Konjunktiv II angewandt. Einzige Ausnahme ist
wiederum das Verb "sein".
Folgende Tabelle zeigt
auf, welche Konjunktivformen bei welchen Personen angewandt werden:
blau= Konjunktiv I
rot = Konjunktiv II
|
sein
|
haben
|
werden
|
Modalverben
|
andere Verben
|
ich
|
sei
|
hätte
|
würde
|
könne
|
würde
gehen
|
du
|
sei(e)st
|
hättest
habest |
würdest
werdest |
könntest
|
würdest
gehen
|
er / sie / es
|
sei
|
habe
|
werde
|
könne
|
gehe
|
wir
|
seien
|
hätten
|
würden
|
könnten
|
würden
gehen
|
ihr
|
sei(e)t
|
hättet
|
würdet
|
könntet
|
würdet
gehen
|
Sie / sie
|
seien
|
hätten
|
würden
|
könnten
|
würden
gehen
|
Weitere Veränderungen
bei der Bildung der indirekten Rede.
Die indirekte Rede
steht immer in derselben Zeit wie die entsprechende direkte Rede, unabhängig
von der Zeitform, in der das Verb des redeeinleitenden Satzes steht:
direkte Rede:
|
Peter sagt:
|
"Ich werde Petra
immer lieben".
|
indirekte Rede:
|
Peter sagt,
|
er werde Petra immer lieben.
|
indirekte Rede:
|
Peter sagte,
|
er werde Petra immer lieben.
|
indirekte Rede:
|
Peter hat gesagt,
|
er werde Petra immer lieben.
|
indirekte Rede:
|
Peter hatte gesagt,
|
er werde Petra immer lieben.
|
•
Die indirekte Rede kann mit einem dass-Satz (Nebensatz)
eingeleitet werden:
direkte Rede:
|
Klaus sagt:
|
"Ich muss täglich
10 Stunden arbeiten".
|
indirekte Rede:
|
Klaus sagt,
|
er müsse täglich 10
Stunden arbeiten.
|
indirekte Rede:
|
Klaus sagte,
|
dass er täglich 10
Stunden arbeiten
müsse.
|
•
In der indirekten Rede ändern sich die Pronomen sinngemäß:
direkte Rede:
|
Ute sagt:
|
"Mein Sohn
nimmt ohne mich zu fragen mein Auto".
|
indirekte Rede:
|
Ute sagte,
|
ihr Sohn nehme ohne sie zu
fragen ihr Auto.
|
indirekte Rede:
|
Ute sagte,
|
dass ihr Sohn ohne sie zu
fragen ihr Auto nehme.
|
•
Adverbiale Angaben
des Ortes oder der Zeit müssen in der indirekten Rede sinngemäß geändert werden:
direkte Rede:
|
Kai sagt:
|
"Hier in
Kiel ist es heute sehr warm".
|
indirekte Rede:
|
Kai sagte,
|
dort in Kiel sei es gestern sehr
warm gewesen.
|
indirekte Rede:
|
Kai sagte,
|
dass es gestern dort in Kiel sehr
warm gewesen
sei.
|
Fragen in der indirekten Rede.
Eine direkte Frage wird in der indirekten Frage als Nebensatz
wiedergegeben. Bei Fragen ohne Fragewort (Ja- / Nein- Fragen) wird die Konjunktion " ob " verwendet, bei Fragen mit Fragewort (W-Fragen) wird
dasselbe Fragewort als Einleitung des Nebensatzes verwendet:
direkte Ja-/ Nein-
Frage:
|
Otto fragt Susi:
|
"Darf ich dich küssen?".
|
indirekte Ja-/ Nein-
Frage:
|
Otto hat Susi gefragt,
|
ob er sie küssen dürfe.
|
direkte W-Frage:
|
Otto fragt Susi:
|
"Warum willst du mich nicht heiraten?".
|
indirekte W-Frage:
|
Otto hat Susi gefragt,
|
warum sie ihn nicht heiraten wolle.
|
Imperativ
in der indirekten Rede.
Der Imperativ in der indirekten Rede wird durch Modalverben wiedergegeben.
"Sollen"
gebraucht man bei einer Aufforderung oder einem Befehl. "Mögen"
gebraucht man bei einer höflichen Bitte.
direkter Imperativ:
|
Der Ehemann fordert:
|
"Beeil dich mal ein
bisschen"!
|
indirekter Imperativ:
|
Er verlangt von ihr,
|
sie solle sich ein bisschen beeilen.
|
indirekter Imperativ:
|
Er hat zu ihr gesagt,
|
dass sie sich ein bisschen beeilen möge.
|
Bildung
der Vergangenheit.
In der indirekten Rede gibt es nur eine
Vergangenheit.
Basis bilden die Perfektformen von haben / sein:
Basis bilden die Perfektformen von haben / sein:
Konjunktivformen
von haben / sein +
Partizip II
|
Infinitiv
|
direkte Rede
|
indirekte Rede
|
versprechen
|
er versprach,
er hat versprochen, er hatte versprochen |
er habe versprochen
|
fahren
|
er fuhr,
er ist gefahren, er war gefahren |
er sei gefahren
|
Sofern das Verb im Perfekt mit dem Hilfsverb "haben"
gebildet wird, werden selbstverständlich alle anderen Personen mit den Konjunktivformen des Hilfsverbs "haben" gebildet (siehe Bildung Konjunktiv I). Die Konjunktiv
I-Formen des Hilfsverbs "sein" werden ebenso übernommen:
Infinitiv
|
direkte Rede
|
indirekte Rede
|
versprechen
|
ich versprach,
ich habe versprochen, ich hatte versprochen |
ich hätte versprochen
|
fahren
|
ich fuhr,
ich bin gefahren, ich war gefahren |
ich sei gefahren
|
Auch bei der Bildung der Vergangenheit mit Modalverben wird als
Basis das Perfekt benutzt:
Infinitiv
|
direkte Rede
|
indirekte Rede
|
wollen
|
Er wollte die Arbeit machen.
Er hat die Arbeit machen wollen. Er hatte die Arbeit machen wollen. |
Er habe die Arbeit machen wollen.
|
Das
Futur in der indirekten Rede.
• Futur I
Die indirekte
Rede des Futur I bildet man wie folgt:
Konjunktivformen
von "werden" +
Infinitiv
|
ich würde gehen, du würdest gehen, er werde gehen, ...
• Futur II
Die indirekte
Rede des Futur II bildet man wie folgt:
Konjunktivformen
von "werden" +
Infinitiv Perfekt
|
ich würde gegangen sein, du würdest gegangen sein, er werde gegangen sein, ...
ich würde gearbeitet haben, du würdest gearbeitet haben, er werde gearbeitet haben, ...
Das
Passiv in der indirekten Rede.
• Passiv Gegenwart
Passiv +
Gegenwart bildet man wie folgt:
Konjunktivformen
von "werden" +
Partizip II
|
ich würde operiert, du würdest operiert, er werde operiert, ...
• Passiv Vergangenheit
Passiv + Vergangenheit
bildet man wie folgt:
Konjunktivformen von
"sein" + Partizip
II + worden
|
ich sei operiert worden, du seiest operiert worden, er sei operiert worden, ...
• Passiv Zukunft
Passiv +
Zukunft bildet man wie folgt:
Konjunktivformen von
"werden" + Partizip
II + werden
|
ich würde operiert werden, du würdest operiert werden, er werde operiert werden, ...
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